Schiff als Gastronomie- bzw. Ausstellungs"gebäude"

Benutzer_99

Bundesland: Nordrhein-Westfalen Autor: Hallo an alle!

Ich habe folgendes Problem: Ein ausgedientes Schiff (nicht mehr fahrbar, jedoch schwimmfähig) soll als schwimmender Gastronomiebetrieb mit zusätzlichen Ausstellungsräumen (z. B. für Kunst) umgebaut werden. In den Gastronomiebereich sollen mehr als 200 Personen passen, auch gilt das für den Ausstellungsbereich. Nun meine Frage: Wie ist das Schiff baurechtlich bzw. brandschutztechnisch einzustufen, da es sich nicht um eine bauliche Anlage handelt, oder ist es möglich, dass das Schiff durch besondere Verankerungsmethoden als bauliche Anlage anerkannt wird? Hat hier die Versammlungsstättenverordnung auch ihre Gültigkeit oder handelt es sich hier um einen komplett rechtsfreien Raum? Bin für jeden Hinweis dankbar, auch bezüglich der Erstellung eines Brandschutzkonzeptes in Bezug auf Vorschriften, die dort dann anzuwenden sind (bzw. falls die BauO nicht gilt, wie man sich da dann behelfen kann). Anzuwenden wäre in diesem Fall das Landesrecht von NRW.

Danke im Vorraus.

Becker

Benutzer_149

Hallo,

ein rechtsfreier Raum ist das sicher nicht. Wenn sie das Boot fest mit dem Boden verbinden, handelt es sich um eine bauliche Anlage. Dann wäre die Maßnahme auf jeden Fall im Geltungsbereich der Landesbauordnung, einschl. Versammlungsstättenverordnung. Aber auch für andere Anlagen kann das Gesetz, einschl. Verordnung im Einzelfall verbindlich sei (siehe § 1 LBO). Letzteres sollten Sie auf jeden Fall mit der Baugenehmigungsbehörde klären. Schließlich gibt es noch Anforderungen an Wasserfahrzeuge in entsprechenden Vorschriften. In letzteren kenne ich mich allerdings als Landratte leider nicht im Detail aus.

Grüße Lutz Battran

Benutzer_99

Autor: Hans-Werner LerchSehr geehrter Herr Becker,

Schiffe auf Wasserstraßen und Häfen unterliegen der Aufsicht der Wasser- und Schiffahrtsdirektionen bzw. der Hafenbehörden.

Diese wenden üblicherweise das Schiffahrtsrecht (Seerecht)an.

Zu empfehen ist der Kontakt zur zuständigen Wasser- und Schiffahrtsdirektion.

Die Wasserschutzpolizei kann hier sicher weiterhelfen.

Mit freundlichem Gruß

HW Lerch

Benutzer_216

Hallo Herr Becker,

die von Ihnen beschriebene Nutzung würde bei jedem anderen Gebäude unter

den Geltungsbereich der Versammlungsstätten-VO fallen.

Vielleicht kommen Sie mit folgendem Ansatz weiter:

- alles was in der VStätt-VO zum Feuerwiderstand von Wänden und Decken

gesagt wird, kann wohl kaum erfüllt werden können

- alles was in der VStätt-VO zu den Rettungswegen gesagt wird, sollten Sie

nach Möglichkeit lückenlos erfüllen; auch wenn dazu evtl. zusätzliche

Türen und vielleicht auch Stege zum Land notwendig sind

- da das Schiff fest vertäut wird, sollten auch technische Brandschutz-

einrichtungen (z.B: Brandmeldetechnik [mit Aufschaltung zur Feuerwehr;

auf jeden Fall zur akustischen Alarmierung an Bord)und Wandhydranten

[mit Einspeisung aus dem ohnehin vorhandenen Landanschluss für die

sanitären Anlagen oder aus einer an Bord vorhandenen Pumpe])kein Problem

sein

In Deutschland werden (z.B. in der Meyer-Werft Papenburg)riesige Kreuzfahrtschiffe gebaut. Die Kollegen dort sollten eigentlich mit sachdienlichen Hinweisen helfen können, denn dort sind (siehe Homepage) auch Theaterräume mit 1000 Plätzen) vorhanden.

Freundliche Grüße,

Holger Nolte

Benutzer_216

Hallo Herr Becker,

ich möchte meine vorherigen Beitrag nochmal zusammenfassen:

egal ob jemand an Land oder an Bord in eine Gaststätte geht, das

Schutzziel des Brandschutzes ist gleich:

1) Entstehung von Feuer und Rauch verhindern

2) wenn´s doch brennt, die Ausbreitung verhindern

3) wirksame Rettungs- und Löschmaßnahmen ermöglichen

Daran sollten Sie alle ihre Maßnahmen messen.

Wenn 2) nicht wie in normalen Gebäuden gewährleistet werden kann,

dann bitte auf 3) besonderen Wert legen.

Freundliche Grüße,

Holger Nolte